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Mit regionalen Produkten ins Schwärmen gebracht: Marktschwärmerei Schäl Sick

Mit regionalen Produkten ins Schwärmen gebracht: Marktschwärmerei Schäl Sick

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Es herrscht ein reges Treiben im alten Lokschuppen in Mülheim. (Update: Die Marktschwärmerei ist mittlerweile umgezogen und seit Januar 2020 im Kulturbunker in Mülheim beheimatet.) An diesem ersten schönen Tag nach einer langen verregneten Woche schwärmen nicht nur die Insekten und Vögel aus, sondern auch die Mülheimer Bürger. Die Eröffnung der ersten Marktschwärmerei auf der Schäl Sick lockt viele Interessierte an.

Der moderne Bauernmarkt

Das Konzept der aus Frankreich stammenden Marktschwärmerei fühlt sich an wie eine moderne Variante des Bauernmarktes. Der Unterschied besteht darin, dass die Erzeuger nur das mitbringen, was die Schwärmer vorher über ein Portal online bestellt haben. Es gibt also keinen vor Ort Verkauf, sondern es werden ausschließlich bereits bezahlte Produkte abgeholt. Dabei kommen alle ökologisch nachhaltigen Erzeugnisse aus der Region und aus eigenem Anbau bzw. Manufakturen. Anders als zum Beispiel beim Wochenmarkt gibt es hier keine Händler, die lediglich Waren vom Großmarkt weiterverkaufen.

Während es auf der anderen Rheinseite schon ein paar dieser wöchentlich stattfindenden Schwärmereien gibt, ist es die erste auf der Schäl Sick. Und das kommt gut an. „Wir sind total begeistert und hätten niemals mit diesem Zuspruch gerechnet,“ erzählt Sonja, die zusammen mit Finja, ihrem Mann Đafer, Viola und Lotte die Idee auf unsere Rheinseite gebracht hat, mit strahlenden Augen. Zwei Tage zuvor habe sie noch einen Anruf aus der deutschen Marktschwärmerzentrale in Berlin erhalten: Die Eröffnung könnte die größte werden, die es in Deutschland je gab. „Wir hatten uns ein paar kleine Zwischenziele gesetzt, aber das hat uns dann vollkommen überrumpelt.“

Neben den 153 Marktschwärmern, die vorab Bestellungen aufgegeben haben und nun mit ihren Bestelllisten die Stände der Erzeuger abklappern, sind auch viele neugierige Menschen gekommen, die erst einmal nur schauen möchten. Es gibt kleine Leckereien von der Lindgens Kantine und duftenden Kaffee von Van Dyck. Wir schlängeln uns zwischen den quatschenden und lachenden Menschenmengen hindurch. Gefühlt ist das ganze Veedel erschienen und immer wieder trifft man auf bekannte Gesichter.

Doch nicht nur die Schwärmer kennen einander. Auch die meisten Erzeuger laufen sich auf den nun fünf Kölner Schwärmereien regelmäßig über den Weg. „Alle sind mit Herzblut dabei und es sind viele Freundschaften und Verbindungen entstanden. Der Imker entwickelt zum Beispiel gerade zusammen mit dem Kräuterproduzenten einen Kräuterhonig. Es ist schon wie eine kleine Familie hier“, erzählt Sonja, die selbst auch schon als Erzeugerin bei anderen Schwärmereien dabei war.

Die Schäl Sick wächst zusammen

Eines der neuesten Familienmitglieder ist die Bio-Bäckerei Ährensache aus Holweide. Bäckermeister Johannes Wenning ist total begeistert. „Wir machen so eine Verteilung zum ersten Mal mit und hatten unglaublich viele Bestellungen. Und das, obwohl die meisten Besucher uns überhaupt nicht kannten.“ Da sehe man mal, wie weit Holweide und Mülheim dann doch auseinander seien, fügt er lachend an. Gut also, dass die Schwärmerei die Veedel nun ein bisschen näher zusammenführt.

Direkt neben uns checkt ein junges Pärchen seine Bestellliste. „Brot haben wir. Gemüse hab’ ich geholt. Hast du den Honig abgeholt?“ Der Mann nickt und öffnet die Stofftüte zur Kontrolle. Auch Maria hat Honig gekauft. „Ich bin nicht so fit mit diesen Computersachen. Aber meine Enkelin hat mir beim Anmelden und Einkaufen geholfen. Eine tolle Sache!“ erzählt sie uns. Das sieht auch Dietrich so. Der Alt-Mülheimer wohnt seit mehr als 60 Jahren „praktisch um die Ecke“. Es sei spannend, was sich in Mülheim alles verändert und entsteht. „Ich finde es toll, dass die Jugend hier so etwas macht und sich wieder dafür interessiert, woher die Lebensmittel kommen.“ Er selbst baue auch ein wenig Obst im eigenen Garten an.

Während wir uns weiter zwischen Gemüse, Kräutern, handgemachten Nudeln, Müsli, Dattelkonfekt und Bio-Wein umschauen, können Sonja und Finja auch offiziell verkünden, dass die Eröffnung der Schäl Sick Marktschwärmerei tatsächlich die größte geworden ist, die es in Deutschland je gab. Alldieweil im Hintergrund die untergehende Sonne den Mülheimer Hafen und den Dom in ein warmes Orange taucht. Ach Schäl Sick, du bringst uns ins Schwärmen! ❤️

Text & Bilder: Jan 


Wer bei der nächsten Schwärmerei dabei sein möchte, bestellt im Portal bis montag Abend 24:00 Uhr und kann am darauf folgenden Mittwoch zwischen 17:30 Uhr und 19:30 Uhr die bestellten (und bereits online bezahlten) Produkte im Kulturbunker in Mülheim abholen.

Zur Marktschwärmerei Schäl Sick

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