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Weniger ist manchmal eben mehr: pikfine

Weniger ist manchmal eben mehr: pikfine

Wir sitzen an einem schönen hölzernen Schreibtisch in einem lichtdurchfluteten Atelier in Mülheim. Der Schreibtisch neben uns ist leer. Ihre Schwester sei im Moment im Mutterschaftsurlaub erzählt uns Nora, die selber gerade erst aus dem Mutterschaftsurlaub zurückgekommen ist. „Fliegender Wechsel“, sagt sie und lacht. Die beiden Schwestern haben das Mode-/Accessoire-Label pikfine gegründet, das sich auf schlichte, nachhaltige Accessoires für Frauen spezialisiert hat. Außerdem gibt es eine kleine Baby-Kollektion, die in nächster Zeit ausgebaut werden soll.

„Meine Schwester und ich haben einen ähnlichen Geschmack und wir machen nur Dinge, die uns selbst gefallen und die wir auch selber tragen würden.“ Daher gebe es bei pikfine auch keine eigene Männer-Kollektion. Sie hätten sich zwar mal an der Männer-Geldbörse versucht, aber Männer seien bei so etwas ja auch ein bisschen eigen und kaufen alle zehn Jahre eine Geldbörse und am besten die gleiche, stellt Nora lächelnd fest. Ich schiebe mein Portemonnaie vorsichtshalber unbemerkt etwas tiefer in die Hosentasche und wechsle das Thema.

Angefangen hat alles als Hobby. Ihre Mutter habe Mützen und Schals gehäkelt und da sie selbst zu dieser Zeit gerade ein Praktikum bei einem Fotografen absolvierte, habe sie sich ihre Schwester geschnappt, ein paar Fotos gemacht und damit die Häkelstücke auf einer Online-Plattform angeboten. Daraus ist dann schließlich pikfine geworden. Heute werden Nora und Clara von einem vierköpfigen Team unterstützt.

Neben dem Design liegt den beiden Schwestern das Thema Nachhaltigkeit besonders am Herzen. Alle Materialien, so es denn möglich sei, kommen von ausgewählten Herstellern aus Deutschland oder zumindest Europa und werden in Mülheim in liebevoller Handarbeit verfeinert. Dabei ist das Lieblingsmaterial der beiden Schwestern Echtleder. „Für viele passen Nachhaltigkeit und Leder erstmal nicht so richtig zusammen“ erzählt Nora, die Eco-Design in Köln studiert hat. Regelmäßig komme die Frage auf, ob man die Produkte nicht aus Kunstleder herstellen könne. Dabei werde aber oft ignoriert, dass Leder grundsätzlich ein „Abfallprodukt“ aus der Fleischherstellung ist und Kunstleder nur unter dem Einsatz von viel Klebstoffen und Chemie hergestellt werden kann. Bei Pikfine setzt man auf ökologisch gegerbtes Qualitätsleder aus Deutschland, dem gerade hinsichtlich Strapazier- und Langlebigkeit kein Kunstleder das Wasser reichen kann.

Haltbarkeit und Qualität werden bei pikfine großgeschrieben. Schließlich sind neben der Produktionskette auch dies zwei wichtige Pfeiler der Nachhaltigkeit. Die Designs bei pikfine sind bewusst zeitlos. „Wir haben keine saisonabhängigen Kollektionen,“ betont Nora. Die Philosophie bei pikfine ist: Lieber wenige hochwertige Produkte anbieten, die haltbar sind und den Trägerinnen lange Freude bereiten, als der in der Modeindustrie sonst omnipräsenten Kurzlebigkeit „gehorchen“. Daher bietet pikfine neben Pflegeanleitungen, um die Lebensdauer der Accessoires noch weiter zu verlängern, auch einen Reparaturservice an.

Die Begeisterung, mit der Nora über ihre Kreationen spricht, ist ansteckend. Meinem Gedankengang, ob die rotbraune bzw. Marsala farbene Umhängetasche „Mira“ wohl auch als Herren-Accessoire beim FC auf der Südtribühne durchgehen würde, kommt Nora mit dem Hinweis zuvor, dass es im Atelier selbst keinen Verkauf gebe. Sie deutet auf eine Deutschlandkarte hinter uns, auf der die gut 30 Einzelhändler vermerkt sind, die die Produkte von pikfine verkaufen. Natürlich können die piekfeinen Kreationen auch direkt über den Onlinestore erworben werden. Hier lassen sich außerdem ausführliche Informationen zur Herkunft der verwendeten Materialien finden. 

Text: Jan Bilder: pikfine


pikfine

pikfine.com

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