Mein Veedel in 11 Bildern: Holweide
In unserer Serie „Mein Veedel in 11 Bildern“ stellen unsere Leser ihre Veedel vor. Solltet Ihr auch gerne Euren Stadtteil in einem Gastbeitrag bei uns porträtieren wollen, schreibt uns doch gerne eine Nachricht. Wir starten mit Hans Pilgram, der uns in sein Veedel Holweide einlädt:
Seit mehr als vierzig Jahren wohnt er, mit einer kurzen Unterbrechung, in Köln-Holweide. „Nach dem Tod meines Vaters bin ich mit meiner Mutter nach Höhenhaus gezogen. Für mich war aber immer klar, dass ich wieder zurück nach Holweide wollte,“ erzählt er uns. Gesagt, getan, und so kauft der gelernte Versicherungsberater mit Mitte zwanzig dann auch ein Grundstück im Süden Holweides und schlägt Wurzeln in seinem neuen alten Veedel.
Auf die Frage, was denn Holweide als Veedel ausmache, muss er nicht lange überlegen. „Der Charme des Stadtteils ist so nach außen hin vielleicht nicht sofort sichtbar,“ beginnt er, im Bewusstsein, dass Holweide wahrscheinlich einer der Stadtteile ist, die in Köln am ehesten übersehen werden. Selbst die Bläck Fööss fragen bekanntlich in ihrem Song „Schäl Sick“ erst ganz kurz vor Schluss des Lieds „Un wat es met Holweide?“ Dabei sei der Stadtteil eigentlich zentral gelegen und mit Straßenbahn, S-Bahn und Autobahnzubringer gut angebunden.
Moderne Mehrfamilienhäuser treffen auf schicke Einfamilienhaussiedlungen, die Hochhaussiedlung auf die kleinen Fachwerkhäuschen Schweinheims, Stadt auf Land. Ihn persönlich faszinieren vor allem die vielen alten baulichen Zeitzeugen der bewegten Geschichte des Veedels. Es gibt eine historische Grenzstation, die einst den Personen- und Warenverkehr zwischen dem kurfürstlichen Köln und dem Herzogtum von Berg regelte. Die Iddelsfelder Mühle ist die einzige noch komplett erhaltene Wassermühle an der Strunde. Und natürlich die Isenburg, die historische Wasserburg ist das inoffizielle Wahrzeichen des Veedels. „Es gibt in Holweide viel tolle alte Bausubstanz.“
Der unaufdringliche Charme setzt sich auch in der Holweider Gastronomie fort. „Es gibt sehr schöne bodenständige Restaurants, die vielleicht nicht den Schick des benachbarten Dellbrücks haben, wo man aber sehr lecker Essen gehen kann.“ Bei seiner Lieblingspizzeria sitzt man im Sommer zum Beispiel gemütlich direkt an der Strunde und kann den Fischen zuschauen.
Neben der Gastronomie prägen kleine (Familien-)Unternehmen und Handwerksbetriebe das Veedelsbild. Es gibt eine Schusterei, die noch eigene Schuhe herstellt, und die Bio-Bäckerei Ährensache gehört zu den besten in Köln. Hier wird das Brot traditionell von Hand aus eigens angebautem Getreide gebacken. „Wo gibt‘s denn so was noch?“ fragt Hans rhetorisch.
Vor zwei Jahren hat er die Fotografie für sich entdeckt. Da komme ihm auch die üppige Natur in Holweide zu Gute. Ob das die Wildgänse sind, die mit ihren Jungen im Naherholungsgebiet umherwatscheln, der Eisvogel, der im Bach nach Fischen jagt, oder der Fuchs, der gelegentlich im Garten vorbeischaut. Auf der „Holweider Runde“ kann man abends den dörflichen Charakter des Veedels genießen und mit den Nachbarn ins Gespräch kommen. Durch den großen Zuzug in den letzten zwanzig Jahren sei der Stadtteil zwar mittlerweile zu groß, um jeden zu kennen, merkt Hans an, aber man treffe sich noch. „Das finde ich unheimlich schön an diesem Stadtteil!“
Für die Zukunft wünscht er sich vor allem ein vernünftiges Verkehrskonzept für Holweide. „Es kann ja nicht sein, dass morgens halb Bergisch Gladbach die Schleichwege quer durchs Veedel zum Autobahnzubringer nimmt.“ Das Thema Diagonalsperre wird im Veedel kontrovers diskutiert. Unumstritten ist jedoch, dass es eine sehr unelegante Lösung für die Folgen der eigentlichen stadtplanerischen Verfehlungen im Stadthaus ist. „Zumindest könnte man dies schöner lösen als mit einer lieblos hingeklatschten und langsam verwahrlosenden Leitplanke. Das wird auch der schönen Örtlichkeit einfach nicht gerecht.“ Früher sei das mal eine belebte schöne Kneipen-Gegend mit Altstadt-Feeling gewesen. Dabei fällt Hans auch gleich noch ein Wunsch für die Zukunft ein: mehr Außengastronomie! Auch hier seien die Stadt und das Ordnungsamt gefragt und es müsse den Gastronomen leichter gemacht werden. „Damit man draußen sitzen und im Dorfmittelpunkt verweilen kann. Das fördert dann auch wieder den lokalen Einzelhandel.“
Hans fotografische Leidenschaft gilt übrigens vor allem (Motor-)Sportevents und Konzerten, die er regelmäßig bildlich festhält und unter seinem Namen musselfoto in den sozialen Medien zeigt.