Naturschutz Aktiv: Unterwegs mit dem BUND Köln
Während sich im Hintergrund die Kette einer Motorsäge langsam durch den Stamm einer Birke frisst, stapeln freiwillige Helfer die geschnittenen Holzstücke. Wenige Meter weiter werden junge Triebe und Büsche mit der Astschere von Hand zurückgeschnitten und zu Reisighecken zusammengelegt.
Bei schönstem Sonnenwetter sind wir mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu Gast in der Dellbrücker Heide. Sie ist Teil der Bergischen Heideterrasse und mit 40 Hektar gleichzeitig eins der kleinsten und wichtigsten Teilstücke. Viele seltene Pflanzen, Schmetterlinge, Vögel und Amphibien finden hier ein Zuhause.
Für die Artenvielfalt bedarf es auch einer Vielfalt an Lebensräumen
„Die Pappel kommt weg, der Besenginster bleibt, …“, Holger Sticht, Vorsitzender des BUND Landesverband NRW leitet die heutige Gruppe an. Während das Entfernen von Bäumen und Buschwerk – im Fachjargon Entkusselung genannt – auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt nach Naturschutz aussieht, ist es für das artenreiche Biotop überlebenswichtig. „Die hier lebenden Arten sind auf offene Lebensräume angewiesen“, erklärt uns Holger. Ohne menschliche Hilfe würde das Gebiet verwalden und die teils bundesweit bedrohten Arten verschwinden.
Trotzdem müssen sich die Helfer, gerade auch in Zeiten der Klimakrise, häufig kritische Fragen anhören. Zum Beispiel wie man bei der ganzen Diskussion um CO2 denn Bäume fällen könne. „Bei manchen Menschen entsteht der Eindruck, wir würden gegen die Natur arbeiten. Das ist aber natürlich Quatsch. Wir können ja nicht die Artenvielfalt aufgeben, nur weil wir Menschen zu viel CO2 freisetzen und die Politik es nicht hinbekommt,“ stellt Holger klar. Außerdem würden nicht nur Bäume CO2 speichern. Moore zum Beispiel sind offene Landschaften und sogar effektivere CO2 Speicher als die meisten Wälder. Doch von den Moorlandschaften, die einst eine Fläche so groß wie Schleswig-Holstein einnahmen, ist heute kaum noch etwas übrig.
Der Mensch hat eine Verantwortung für die erschaffene Kulturlandschaft
Überhaupt seien zwar viele heutige Heidelandschaften anthropogenen Ursprungs – sprich menschengemacht – aber eben auch deshalb, weil wir die natürlich vorkommenden Biotope vernichtet haben: durch Trockenlegen und Umnutzung von Mooren oder durch die Begradigung von Flüssen, die das Verschwinden von Überflutungsflächen zur Folge hat. Auch die großen Huftierherden aus Wisent, Auerochse und dem europäischen Wildpferd, die einst für offene Lebensräume sorgten, wurden bejagt und weitgehend ausgerottet. „Gleiches gilt für den Biber, der zwar klein ist, aber als Landschaftsingenieur einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung von Lebensräumen leistet.“
Insbesondere ab dem frühen Mittelalter entstanden dann durch die traditionelle Landwirtschaft neue Heideflächen. Auch die Bergische Heidetrasse ist auf diese Weise durch die klassische Heidewirtschaft entstanden. Mit dem Aufkommen der industriellen Landwirtschaft und dem Verlust traditioneller Techniken wie dem Plaggenstechen – bei dem Vegetation samt Wurzeln ausgestochen, als Einstreu in Ställen verwendet und anschließend als organischer Dünger auf den Feldern ausgetragen wurde – sind die Heidesysteme stark bedroht. Ähnlich wie viele andere Heideflächen konnte die Dellbrücker Heide die letzten hundert Jahre in erster Linie wegen der militärischen Nutzung überleben.
Helfende Hände sind immer willkommen
Seit dem Abzug der belgischen Truppen aus Köln Anfang der Neunziger sind nun Helfer*innen wie Lucie die letzte Rettung für das Biotop und die dort lebenden Offenlandbewohner. Sie absolviert aktuell ein dreimonatiges Orientierungspraktikum beim BUND und hilft regelmäßig in der Heide. Jeden Freitag treffen sich die Ehrenamtler mit Freiwilligen aus der Nachbarschaft, um die im Pflegeplan ausgearbeiteten Aufgaben zu erledigen. Mitmachen kann dabei grundsätzlich jeder. Die sympathische vierzehnköpfige Gruppe, mit der wir heute in der Heide unterwegs sind, ist bunt gemischt. Jung und Alt arbeiten Hand in Hand und Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. „Wir freuen uns immer über neue Gesichter,“ ermuntert uns eine freiwillige Helferin zum Wiederkommen. Auch wenn jemand nicht regelmäßig könne oder nur für zwei Stunden mithelfen wolle. „Zwei zusätzliche Hände machen auch für zwei Stunden einen Unterschied.“
Wenn Ihr Spaß daran habt mitzuhelfen, könnt Ihr Euch auf www.dellbruecker-heide.net weiter informieren oder einfach freitags um 10:00 Uhr zum Treffpunkt an der S-Bahn Haltestelle Köln-Dellbrück kommen. Festes Schuhwerk, Handschuhe und entsprechende Kleidung werden empfohlen.
Neugier & Interesse geweckt und jetzt Lust auf Erleben & Erfahren bekommen? Der BUND organisiert von Frühling bis Herbst geführte Exkursionen in die Heide. Infos dazu gibt es hier.
Text & Bilder: Jan