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Umzug nach Deutz: Das Theater der Keller in der Tanzfaktur

Umzug nach Deutz: Das Theater der Keller in der Tanzfaktur

Auf dem Rad durch die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, das hillige Köln und die Franzosenzeit. An Preußen vorbei ins Rechtsrheinische, wo das industrielle Zeitalter an jeder Ecke per Rauchzeichen grüßt. Die kolossale Ellmühle wirft ihre Schatten hier und dorthin. Bis zur Siegburgerstraße 233-235 langen sie jedoch nicht. 

Nach einem wilden Ritt durch die Kölns dieser Stadt, erreicht Heinz Simon Keller die kleine Oase der Ruhe zwischen Strabag und Lidl. Der Intendant des Theater der Keller habe den, durch einen grauen Gebäuderiegel abgeschirmten, Ort unterschätzt: Man könne sich hier auf sich und seine Arbeit konzentrieren, nichts lenke einen ab. Kein Vergleich zum Gewimmel der Südstadt, wie er findet. Ein ganz anderes Arbeiten also, das den Geist beflügelt – hier, im neuen Theater der Keller in Deutz. 

Jüngst ist das traditionsreiche Theater nach 45 Jahren aus der Südstadt weggezogen. Weggezogen worden. Damit ist es den Luxuswohnungen gewichen, die der Eigentümer nun auf der Kleingedankstraße 6 bauen lassen möchte. Traurig, aber schön: Denn jetzt können Keller und das Ensemble sich nicht nur über eine ungleich größere Spielfläche von 600 Quadratmetern freuen. Der Werkhalle, in der bald bis zu 200 Zuschauer Platz nehmen können, ist ihre Vergangenheit (an den riesigen Garagentoren) noch gut anzusehen.  

Spannend ist vor allem auch die unmittelbare Nachbarschaft zum Gastgeber und Initiator: Der Impuls für den Umzug nach Deutz ging von Slava Gepner von der Tanzfaktur aus. Auf der Suche nach Brüdern und Schwestern im Geiste, die etwas mit der ausladenden Fläche anfangen konnten, erwies sich das obdachlos gewordene Theater der Keller als geeigneter Sparringspartner für den zwischenzeitlichen Unterschlupf – in dem sich nun spartenübergreifend einiges anbahnen kann und soll. Ob die Nachbarschaft von Tanz und Theater die vereinbarten zwei Jahre überdauert, schließt Keller nicht aus. Was das Publikum betrifft ist Heinz Simon Keller sich jedoch sicher, dass es die vielen Parkplätze, von denen man rund um die Ulrepforte nur träumen kann, schätzen wird.

Das Sofa aus der Kleingedankstraße steht noch etwas verloren in der luftigen Halle. Viel ist zu tun: Licht, Tribüne, Garderobe und WCs fehlen. Bis alles fertig ist, werden die neuen Räumlichkeiten der Tanzfaktur bespielt.

Ab Ende September tritt das Keller-Ensemble erstmals am neuen Standort auf, zur Theaternacht am 2. Oktober zeigt es Ausschnitte aus „NICHTS“, in der Bearbeitung von Fabian Rosonsky.

Text: Valeria Bilder: Jan

Theater der Keller in der Tanzfaktur
Siegburger Str. 235
50679 Köln
Webseite

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