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Rüdiger – Der Herr der Straßen

Rüdiger – Der Herr der Straßen

Warum heißt die Straße, in der wir wohnen, eigentlich so wie sie heißt?“ – diese Frage seiner Kinder brachte den Stein ins Rollen. Seither sind mehr als 25 Jahre vergangen und Rüdiger Schünemann-Steffen ist mittlerweile zum Experten für Kölner Straßennamen geworden.

Mit einem Lächeln im Gesicht warnt uns Rüdiger „Noch könnt Ihr gehen. Wenn ich einmal anfange zu erzählen, höre ich nicht mehr auf.“ Das ist auch kein Wunder, schließlich hat er viel zu berichten. Seit einem viertel Jahrhundert erforscht er nun schon die Kölner Straßen und ihre Namen.

Vom Hobby zur Leidenschaft

Was als kleines Hobby begann wurde schnell zur Leidenschaft. Als Wahlhelfer bekam er das erste Straßenverzeichnis in die Hand. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu „Wenn man bekloppt ist wie ich, fängt man an zu forschen und fragt nach. Das kennste, das kennste, das kennste nicht.“ So begann er, auf Karteikarten die Informationen über die einzelnen Straßen zu sammeln, neben Basisdaten wie z.B. der Länge, vor allem die Informationen über die Namensgeber. Gut 5000 „Straßenkarten“ sind so zusammengekommen, ehe der gelernte Schriftsetzer im Jahr 2000 beschloss daraus ein Buch zu machen. Die Geburt des Kölner Straßenlexikons. Und der Anfang vom Ende, wie er lachend hinzufügt.

Etliche Straßennamen waren selbsterklärend, einen Willy Brand oder einen Adenauer muss man niemandem vorstellen. Aber der ehemalige lokale Pastor, nach dem eine Straße benannt ist, geriet über die Jahre durchaus in Vergessenheit. Als besonders schwierig stellten sich auch die sogenannten Flurbezeichnungen heraus. Am Börschsgarten in Porz-Wahn zum Beispiel. „Das kann der Bauer gewesen sein, aber das wissen dann meist selbst die Einheimischen nicht mehr. Bei der Abstimmung über den Straßennamen damals im Gemeinderat haben zwar alle die Hand gehoben, ‘Klasse, das machen wir!’, aber aufgeschrieben, warum die Straße so benannt wurde, hat niemand.“ 

Ohne Helfer geht es nicht

Entsprechend ist Rüdiger auf Mithilfe angewiesen. Er ist immer erfreut, wenn sich Leute mit neuen Informationen bei ihm melden. So suchte er z.B. 25 Jahre lang vergebens nach einem Bild des Namensgebers der Otto-Kayser-Straße in Dellbrück, bis vor kurzem zufällig ein Schwiegerenkel von Otto Kayser ein Buch bei ihm kaufte und Rüdiger den Eintrag nun um ein Bild erweitern kann. Oder auch der nach dem Zahnarzt Hervey Cotton Merrill benannte Merrillweg im Hahnwald. Hier war es die Universität Boston, die mit einem Auszug aus dem hundert Jahre alten Studentenjahrbuch helfen konnte. „Das sind natürlich Highlights und da macht die Arbeit richtig Spaß.“ Entsprechend ist sein Lexikon, genau wie der Dom, nie wirklich fertig. Rüdiger sieht es als lebendes Werk, welches ständig mit weiteren Informationen gefüttert wird.

Bei neuen Straßen bekommt Rüdiger mittlerweile die Daten direkt von der Stadt. Auch dort haben sich sein Projekt und seine Expertise selbstverständlich herumgesprochen. Genau wie bei den zahlreichen Kölner Archiven. Vom Tanzarchiv über die Archive der Kirchen bis zum Wirtschaftsarchiv, von überall trägt er seine Informationen zusammen. Im Gegenzug verweist die Stadt z.B. selbst das Historische Archiv bei Fragen zu Straßen und Straßennamen gerne auf ihn und sein Lexikon. 

Sein aktuelles Projekt sind etwas kleinere, aber dafür detailliertere Stadtbezirksausgaben. Gerade für Bewohner ist der eigene Stadtteil natürlich interessanter als die große Gesamtausgabe. Schließlich will Rüdiger mit seinem Nachschlagewerk alle Kölner ansprechen und nicht nur Historiker und Archivare.

Text: Jan Bilder: Siehe Quellen


Zu kaufen gibt es das Lexikon direkt über Rüdigers Webseite: www.koelner-strassennamen-lexikon.de

Aktuell sucht Rüdiger dringend freiwillige Helfer, die für ihn Straßenschilder und Straßenzüge in Porz fotografieren würden.

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