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Die Bachkreuzung von Holweide

Die Bachkreuzung von Holweide

Bei mehr als 5.500 Kölner Straßen, die Rüdiger in seinem Straßennamenlexikon beschreibt, kommt es durchaus häufiger vor, dass diese aufeinandertreffen. Ob mit Ampeln, rechts vor links oder auch als Kreisverkehr – Straßenkreuzungen begegnen uns ständig. Dass sich zwei Bäche, wie die Strunde und der Faulbach, kreuzen ohne ineinander zu fließen, kommt jedoch nicht oft vor.

Dabei hat die von Menschenhand geschaffene Bachkreuzung, die als Kreuzwasser bekannt ist, eine erstaunlich lange Geschichte. Ursprünglich versickerte die in Bergisch Gladbach entspringende Strunde in den Sumpfgebieten Thielenbruchs. Eine ziemliche Verschwendung fanden insbesondere die damaligen Müller, denn die Strunde eignete sich durch ihre hohe Wassermenge und Fließgeschwindigkeit (aus der Quelle sprudeln im Schnitt mehr als 50 Liter pro Sekunde) hervorragend für das Betreiben von Wassermühlen. So entschied man sich vor mehr als tausend Jahren dazu, die Strunde künstlich zu verlängern und durch ein von Menschenhand geschaffenes Bachbett zu verhindern, dass ihr Wasser frühzeitig versickert.

Da liegt ein Bach im Weg

Auf dem geplanten, fast acht Kilometer langen Weg zwischen Thielenbruch und dem Rhein gab es jedoch ein kleines Hindernis: Der von Merheim aus Richtung Norden fließende Faulbach, der seinen Namen aus dem Fakt bezog, dass dieser kleine Faulpelz durch seine geringe Fließgeschwindigkeit nicht Willens war, zu arbeiten und Mühlen anzutreiben. Ein weiterer Nachteil war sein tiefeingegrabenes Bachbett, das sich ebenfalls nicht für den Mühlenbetrieb eignete.

Die Strunde kreuzt den Faulbach

Die Strunde hingegen wurde in ihrem künstlichen Bett bereits leicht erhöht durch die Landschaft geführt, um den Anforderungen der anliegenden und geplanten Wassermühlen zu genügen. So bauten die findigen Zimmermänner der Zeit kurzerhand einfach eine Brücke, über die die Strunde in einer Holzrinne den Faulbach queren konnte.

Die fleißige Strunde

Von da an floss die Strunde durch das benachbarte Buchheim ins heutige Mülheim, das seinen Namen den Mühlen entlang ebendieses Flüsschens verdankt (vom althochdeutschen mulin = Mühle, daher auch heute noch ohne Dehnungs-h geschrieben.). Historisch erfasst sind über dreißig Mühlen, die sich gleichzeitig im Wasser des knapp zwanzig Kilometer langen Bachs drehten. Dabei wurde im Laufe der Geschichte fast alles an der Strunde gemahlen. Von Getreide- und Fruchtmühlen über Pulver-, Öl-, Tabakmühlen bis zur Papiermühle und Wollspinnerei. Daneben war die Strunde auch eine Quelle baukünstlerischer Inspiration: Eine ganze Reihe von Wasserburgen und Rittergütern, wie das Haus Herl und die Isenburg, entstanden entlang ihrer Ufer. Durch die ungewöhnlich hohe Anzahl von Mühlen verdiente sich die Strunde im Volksmund schnell den Namen „fleißigster Bach Deutschlands“ und sie wurde zur Lebensader der gesamten nördlichen Schäl Sick.

Neuer Zugang im Rahmen der Regionale 2010

Ein Steg ermöglicht den Zugang

Im Rahmen der Regionale 2010 bekam das Kreuzwasser, dessen Holzkonstruktion man Ende des 19. Jahrhunderts durch ein Betonbauwerk ersetzte, einen stählernen Steg und wurde damit öffentlich zugänglich. Und so kann man hier noch heute, z.B. im Rahmen einer schönen Fahrradtour entlang des Bachverlaufs, beobachten, wie die fleißige Strunde den trägen Faulbach überquert.

Text & Bilder: Jan 

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